Zahnerhalt bei Karies bis in Furkation möglich, da ich noch keine Schmerzen habe
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Kann mein Backenzahn 47 trotz tiefem Karies bis in die Furkation erhalten werden, da ich noch keinerlei Schmerzen beim Kauen habe ?

Ich möchte unbedingt diesen Zahn erhalten, meine Zahnärztin möchte das ich den Backenzahn beim Kieferchirurgen entfernen lasse.

Es muss doch Möglichkeiten geben wie Wurzelkanalbehandlung oder Stiftkrone etc.
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Beurteilung zur Erhaltungswürdigkeit von Zahn 47 bei tiefer Karies

Trotz der fortgeschrittenen kariösen Zerstörung von Zahn 47 bis in den Bereich der Furkation besteht unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, den Zahn zu erhalten. Das klinische Hauptargument für einen möglichen Zahnerhalt ist das derzeitige Fehlen von Schmerzen beim Kauen, was auf eine stabile Situation ohne akute Entzündung hindeutet.

Allerdings stellt eine Karies, die bis in die Furkation reicht, eine erhebliche Herausforderung dar – sowohl endodontisch als auch parodontal. Eine fundierte Entscheidung erfordert daher eine sorgfältige diagnostische Abklärung (idealerweise durch ein DVT) und eine Einschätzung der langfristigen Prognose unter Berücksichtigung individueller Faktoren wie Mundhygiene, Motivation und allgemeinem Zahnerhaltungswillen.

Zu den möglichen Erhaltungsmaßnahmen gehört in erster Linie eine Wurzelkanalbehandlung. Diese ist sinnvoll, wenn keine ausgeprägte Resorption oder parodontal destruktive Prozesse vorliegen. Voraussetzung ist eine vollständige Reinigung, Desinfektion und dreidimensionale Wurzelfüllung aller Kanäle. Komplizierend ist jedoch eine mögliche Eröffnung der Furkation – hier kann es zu persistierenden bakteriellen Besiedelungen kommen.

Bei starkem Substanzverlust kann im Anschluss an die endodontische Therapie ein adhäsiver Stiftaufbau erfolgen. Dieser dient der Stabilisierung des Zahnes und der Vorbereitung für eine definitive Versorgung mittels Teil- oder Vollkrone. Wichtig ist, dass genügend gesunde Restzahnsubstanz vorhanden ist, um eine stabile Kronenrandgestaltung („Ferrule“) zu ermöglichen.

Parodontal kann der Zahn je nach Ausmaß der Furkationsbeteiligung unterschiedlich gut behandelt werden. Bei geringer Beteiligung (Grad I oder II) ist eine unterstützende Therapie mit Scaling, gegebenenfalls chirurgischer Reinigung und regenerativen Verfahren denkbar. Bei vollständiger Furkationseröffnung (Grad III) ist die Prognose hingegen kritisch.

Alternativ gibt es in ausgewählten Fällen die Möglichkeit einer Hemisektion (Entfernung einer Wurzel samt Anteil der Krone), kombiniert mit gezielter prothetischer Versorgung. Auch begleitende biologische Maßnahmen wie PRF, Ozonisierung oder unterstützende Infusionstherapien können hilfreich sein, ersetzen jedoch keine konventionellen Behandlungsmaßnahmen.

Eine Extraktion des Zahnes ist in Erwägung zu ziehen, wenn die Zerstörung so weit fortgeschritten ist, dass eine dichte Wurzelfüllung, ein stabiler Aufbau oder eine parodontale Regeneration nicht mehr zuverlässig möglich sind. Die Entscheidung sollte jedoch niemals ausschließlich aufgrund des Vorliegens einer tiefen Karies getroffen werden, sondern immer im Gesamtkontext der individuellen Situation.

Fazit:

Ein Zahnerhalt von Zahn 47 ist trotz tiefreichender Karies prinzipiell möglich, wenn die Wurzeln erhaltungswürdig sind, keine akute Entzündung vorliegt und eine hochwertige endodontische, restaurative und ggf. parodontale Therapie erfolgen kann. Das Fehlen von Schmerzen ist ein positives Zeichen, aber kein Beweis für Gesundheit. Eine Zweitmeinung bei einem spezialisierten Zahnerhaltungs- oder biologisch arbeitenden Zahnarzt ist empfehlenswert.

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